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Was ist Lernen in Bausteinen? - Muss das wirklich so sein?

 

Noch einmal kurz zurück zu den Pferden. Die schlanken, athletischen Vollblüter stürmen gerne voran und wollen möglichst in weit ausholenden Schritten große Strecken zurücklegen. Die etwas schwereren Warmblüter sind ebenfalls gute und ausdauernde Galoppierer. Die Kaltblüter mit ihrem massigeren Körperbau sind beharrlich und arbeitsam, würden aber für die gleiche Rennstrecke viel längere Zeit benötigen.

   Grafik: Dagmar Töws  

Es ist fast so, als würden diese Pferdetypen mit ihren unterschiedlichen Pferdestärken den verschiedenen kognitiven Leistungsspektrum innerhalb einer Klasse entsprechen.

  • die schnellen Schüler, die sich viel selbst erschließen und kaum Einführungen bräuchten
  • die durchschnittlichen Schüler, die nach einer Einführung- und Übungsphase gute Leistungen schaffen
  • die langsamen und sehr langsamen Schüler, die für die Erfassung eines Sachverhaltes bereits viel Zeit und eine lange Übungsphase benötigen

Gemäß ihres Leistungsvermögens gelingt es den Schülern und Schülerinnen, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten sukzessive als „Wissenstürme“ aufzubauen. Jedoch sehen diese Wissenstürme, die aus den Inhalten einzelner Lernabschnitte bestehen, bereits von Beginn an sehr unterschiedlich aus, was unter anderem am ungleichen Vorwissen und auch von der Befähigung abhängt, sich genau in der vom Lehrer vorgegebenen Zeit den Lerninhalt anzueignen.

   

Grafik Wissens- und Könnensbausteine: Kuhlins, Buchwald

  • Sehr begabte Kinder verstehen jeden einzelnen Lerninhalt gänzlich, so dass ihre Wissens- und Könnenstürme sehr stabil nach oben wachsen.
  • Durchschnittlich talentierten Schülern und Schülerinnen gelingt es, die Lernabschnitte verhältnismäßig sicher zu durchdringen, so dass ihre Türme fast ebenso solide empor steigen.

Langsamen und sehr langsamen Kindern ist das normale Lerntempo innerhalb des Klassenverbands bei vielen Lektionen zu schnell, so dass ihre Erkenntnisse oftmals nicht ausreichen, um die Zusammenhänge hinreichend zu ergründen. Dementsprechend instabil wird mit aufsteigender Größe ihr Turm, so dass die Anzahl der Lücken zunimmt.

Der Lehrer der jeweiligen Jahrgangsstufe bemüht sich, durch Differenzierung Defizite auszugleichen, häufig daran verzweifelnd, dass seine Hilfsangebote nur sehr kurzfristig und im geringen Umfang Erfolg haben. Meist sind die Hausaufgaben ordentlich gemacht, aber der erwartete Lernzuwachs scheint sich nicht einstellen zu wollen. Wie soll ein Kind auch sicher bis Hundert rechnen können, wenn es den Zehnerübergang noch nicht vollständig beherrscht? 

Um mit dieser Diskrepanz besser umgehen zu können, entwickelten wir eine neue Vorgehensweise innerhalb der Klasse.