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Lernen in Bausteinen Jgst. 1/2

Individualisiertes Lernen in Bausteinen in 1. und 2. Jahrgangsstufe


Wir untergliederten den Stoff der 1. und 2. Jahrgangsstufe der Fächer Deutsch und Mathematik partiell in Bausteine. Als schülergeeignetes Thema der optischen Darstellung wählten wir das Motiv „Piraten“, „Edelsteine und Goldtaler in die Schatztruhe sammeln“ (siehe Schatzkarte).

Die Schüler haben täglich eine etwa zwei- bis dreistündige Einheit in den Fächern Deutsch und Mathematik.

Lernen in Bausteinen Jgst. 3/4

Unterrichtskonzept - Lernen in Bausteinen

Nicole Faußner

 In vielen Klassen läuft Unterricht nach dem Motto „im Gleichschritt Marsch“, wobei der Lehrer Marschrichtung und Tempo bestimmt und dabei eine möglichst homogene Klasse bevorzugt. Dabei bleiben viele langsam arbeitende Schüler, aber auch sehr schnelle auf der Strecke. Die einen, weil sie ständig überfordert werden und ihnen nicht genug Zeit für die benötigte Übung bleibt. Die anderen, weil sie unterfordert sind und sich langweilen.

Lernen in Bausteinen gibt Schülern die Möglichkeit selbstbestimmt und selbstverantwortlich im eigenen Tempo individuell und nach möglichst innerer Differenzierung zu arbeiten und zu lernen, denn lernen müssen die Lernenden selbst.

Der Schüler trifft die Fächerwahl, bestimmt die Sozialform, den Prüfungszeitpunkt und das Lerntempo. Er hat Möglichkeiten bei der Aufgabenauswahl und dem Übungsumfang und der Übungsqualität. Der Lehrer holt den Schüler ab, wo er gerade steht und begleitet ihn bei seinen Lern- und Organisationsprozessen. Er vermittelt Strategien, Möglichkeiten und Verfahren und lässt Raum zur Nachahmung. Diese Phasen finden nicht im Frontalunterricht mit der ganzen Klasse, sondern mit einzelnen Schülern oder kleinen Gruppen statt. Dadurch ergibt sich ein großes Zeitfenster, welches sehr genaue Beobachtung und dadurch gezielte, individuelle Förderung möglich macht. Somit ergeben sich bessere Lernerfolge für alle, was ein nachhaltiges, lebenslanges und vor allem Lernen mit Freude gestattet.

Um dies auch in den Jahrgangsstufen 3 und 4 zu ermöglichen, sind die Bausteine in diesem Konzept in sich noch einmal differenziert und müssen in einem vorgegebenen Zeitrahmen (der Pflichtaufgabenanteil) erledigt werden. Auch für die Proben wird ein Zeitfenster vorgegeben. Da jedoch der Aufgabenteil variieren kann, spricht dies wiederum alle Schüler an und auch langsamer arbeitende Schüler werden nicht überfordert.

Ebenso werden in der Gesamtjahresplanung die Besonderheiten in den Jahrgangsstufen 3 und 4 mitberücksichtigt und somit kann auch der Übertrittsdruck vermindert werden.

Was ist Lernen in Bausteinen?

Vorab ein kleiner Exkurs zu einer Pferdetrabrennbahn: 

Zur Startvorbereitung gibt die Rennleitung bekannt, nach welchem Teilnehmer dieses Rennen gerichtet wird. Das bedeutet, dass alle Pferde gleich schnell wie dieser Teilnehmer sein und sich parallel ausrichten sollen. Es ist ausschließlich die Gangart Trab erlaubt. Die Traber sollen möglichst taktrein einen möglichst raschen Trab gehen und auf Anweisungen des Sulkyfahrers reagieren. Alle anderen Gangarten sind verboten und führen zur Disqualifikation des Pferdes. Beim sogenannten Autostart fährt ein Startauto mit zwei ausgebreiteten Gitterflügeln vor den Pferden her, um zu verhindern, dass eines von ihnen von Anfang an zu schnell trabt. Mit zunehmender Beschleunigung erreicht das Startauto die Renngeschwindigkeit und gibt dann schließlich den Trabern den Weg frei.

 

Grafik: Dagmar Töws

Lieber Leser, liebe Leserin, mit Ihrem schulischen Hintergrund haben Sie sicher die Anspielung auf Schule und das Lernen in einer Klasse verstanden. Interessant sind die großen Parallelen: 

  • Auch in der Schule gibt die „Rennleitung“ bekannt, nach welchem Tempo gerichtet wird. Oft werden viele Tests mit Kindern bereits vor der Schule durchgeführt, um herauszufinden, ob sie schulreif sind, also kognitiv, sozial oder motorisch im Tempo mithalten können. Sollte nicht besser die Frage lauten: „Ist die Schule reif für die Kinder?
  • Die Homogenität innerhalb einer Klasse, also wie „taktrein“ getrabt wird, wird von vielen Lehrern sehr hoch geschätzt. Ebenso wie beim Rennen sind andere Gangarten nicht erwünscht. Sehr langsame Schüler – was sowohl geistig als auch motorisch bedächtige zusammenfassen soll -, werden früher oder später „disqualifiziert“, sei es durch zu rasches Tempo bei der Stoffvermittlung, zu wenig Zeit, um Neues zu üben oder durch zu wenig Zeit bei Lernzielkontrollen bzw. Proben. 
  • Bereits ab Schulstart bestimmt der Lehrer das Tempo, in dem im Lernstoff vorangeschritten wird, und verhindert, dass Schüler von Anfang an zu schnell „traben“. Kinder, die gerne rascher lernen wollten und/oder könnten, werden meist auf spätere Zeiten vertröstet und so an den Gleichschritt gewöhnt.

Schule ist wie ein Trabrennen:  Im Gleichschritt – Marsch

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Vorteile für Schüler und Eltern

Wir alle kennen die heterogenen Voraussetzungen, mit denen heutzutage die Kinder eingeschult werden. Nicht nur im Wissensstand, auch im Einschulungsalter unterscheiden sich die Kinder immer mehr. Es gibt Fortgeschrittene und Anfänger. Alle sind gleichermaßen motiviert und es ist uns allen so wichtig, jedes Kind zunächst einmal dort abzuholen, wo es steht. Das ist bei einer Klassenstärke von oft weit über 25 Kindern nicht einfach.

Muss es aber sein, dass der schnelle Lerner dann ausgebremst wird, die Lust und Motivation verliert, im Gleichschritt mit anderen ziehen muss? Der Langsame und Schwache auf der Strecke liegen bleibt, nicht mithalten kann, die Lücken zu groß werden? 

Der in unseren Augen größte Nutzen liegt für Schüler bei diesem Lernkonzept  im mehr oder weniger selbstbestimmten Arbeitstempo, durch das alle die Lernziele sicher erreichen. 

  • Der eifrige und flotte Lerner arbeitet voran und kann, wenn er den Stoff der ersten Jahrgangsstufe noch vor Jahresende erreicht hat, bereits mit dem Stoff der zweiten Jahrgangsstufe beginnen. Er arbeitet einfach an seiner Schatzkarte der folgenden Jahrgangsstufe weiter und wird in seinem Lernprozess nicht unterbrochen.
  • Durchschnittlich begabte Schüler werden erfahrungsgemäß etwas langsamer sein und gelegentlich Lerninhalte, die noch nicht ganz verstanden wurden, überarbeiten und erst dann sichern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Lernkurve nicht gleichmäßig ansteigt und durchaus Schwankungen abzulesen sind. Für den einen oder anderen Aufgabenplan benötigen diese Schüler eben länger, dafür werden andere Lerninhalte rascher verstanden.  
  • Wirklich langsame Kinder werden dank des individuellen Lerntempos nicht zu Außenseitern gemacht, weil die Lerntempi nicht unbedingt Vergleichbarkeit ermöglichen. Sie lernen bedächtig, meist mühevoller, aber genauso ausdauernd und genau wie die anderen. Gerade in der Eingangsstufe „platzt“ der Knoten bei so manchem eben erst spät. Bei diesen Schülern ist zumindest gewährleistet, dass sie den Stoff bis zur erreichten Perle auf der Schatzkarte beherrschen, also ohne Lücke gelernt haben. Dieser Schüler hat den Stoff der ersten Jahrgangsstufe nicht vollständig geschafft und arbeitet deswegen zu Beginn der zweiten Jahrgansstufe genau dort weiter, wo er vor den Sommerferien aufgehört hat.  

Unsere Vision ist konsequenterweise die jahrgangskombinierte Klasse, die mehr Durchlässigkeit zulässt und allen Schülern gerechter wird.    

 

3 gesunde und zufriedene Pferde (Schüler) auf dem Weg zur Schule (Grafik: Dagmar Töws) 


 

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